| Besonderheiten und Highlights der WM-Qualifikation
Für die Qualifikation zum Endrundenturnier im Jahre 2002 sind nahezu 200 Nationalmannschaften angemeldet worden. Eine eindrucksvolle Zahl, die die weltweite Verbreitung illustriert, die der Fußballsport heute besitzt. In den Hintergrund geraten damit aber auch leicht zwei Faktoren, die in früheren Jahren durchaus eine Rolle gespielt haben. Zum einen, dass das Interesse, am WM-Turnier teilzunehmen, nicht immer derart ausgeprägt war. Und außerdem, dass die Politik nicht immer aus dem Weltfußball herausgehalten worden ist. Dass am Auftaktturnier des Jahres 1930 weltweit nur 13 Länder teilnehmen wollten, hatte vor allem zwei Gründe. Die meisten europäischen Verbände schreckten damals davor zurück, ihren Nationalmannschaften eine langwierige An- und Abreise nach bzw. von Uruguay zuzumuten. Und außerhalb Europas gab es seinerzeit nur sehr wenige FIFA-Mitglieder. Vier Jahre später war dann bereits der Einfluss der Sportpolitik nicht zu übersehen. Uruguay (Weltmeister 1930) und andere südamerikanische Länder zeigten der FIFA die kalte Schulter, weil die WM-Endrunde 1934 nicht erneut nach Südamerika vergeben worden war. Dessen ungeachtet hatten sich aber erstmalig so viele Nationalverbände angemeldet, dass eine Qualifikationsrunde notwendig war, um 16 Endrundenteilnehmer zu ermitteln. Im Vorfeld des 1938 in Frankreich ausgetragenen Turniers hatte sich die Verstimmung in Südamerika immer noch nicht gelegt gehabt. Weil man diesmal gern Argentinien als Gastgeber gesehen hätte, machte sich nur aus Brasilien eine Mannschaft auf den Weg nach Europa. Dort waren übrigens bereits die Vorboten des Zweiten Weltkriegs erkennbar. Und zwar mit der Konsequenz, dass die FIFA Spaniens Anmeldung zur Qualifikation wegen des dort herrschenden Bürgerkriegs nicht akzeptierte und Österreich seine Endrundenteilnahme nach dem so genannten "Anschluss an das Großdeutsche Reich" zurückzog. Der stetige Anstieg teilnahmewilliger Nationalverbände musste vor dem ersten Nachkriegsturnier einen Rückschlag hinnehmen. Ausrichter der WM 1950 war mit Brasilien zwar wieder ein südamerikanisches Land. Was Argentinien (politische Differenzen mit Brasilien), Ecuador und Peru aber nicht daran hinderte, sich abzuwenden. Weil Österreich und die Türkei auf keinen Fall gegeneinander antreten wollten, zogen beide Länder ihre Anmeldungen zurück. Und Frankreich passte es nicht, dass die Equipe Tricolore in weit voneinander entfernten Spielorten hätte antreten sollen. Außerdem zogen alle vier zur Qualifikation angemeldeten asiatischen Länder ihre Zusagen zurück. Indien übrigens deshalb, weil seinen Spielern nicht erlaubt worden war, barfuß aufzulaufen. Sportpolitische Aspekte spielten aber auch auf FIFA-Seite eine Rolle: Weil Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht wieder salonfähig waren, durften Teams aus beiden Ländern nicht an der Qualifikation teilnehmen. Obwohl zu Turnierbeginn nur 13 Endrundenteilnehmer übrig geblieben waren, ist aber auch ein positiver Gesichtspunkt festzuhalten: Nach 20 Jahren der "splendid isolation" nahmen erstmals britische Nationalteams an der Qualifikation teil. Aus deutscher Sicht ist der Titelgewinn des DFB-Teams im Jahr 1954 auch deshalb ein besonderes Ereignis, weil Deutschland (zusammen mit Japan) zuvor wieder in die internationale Fußballfamilie aufgenommen worden war. Die Endrunde in der Schweiz stellt allerdings auch aus anderen Blickwinkeln einen großen Schritt in Richtung eines tatsächlichen Weltturniers dar. Sieht man einmal von der eher zufällig zustandegekommenen WM-Teilnahme Niederländisch Indiens (dem späteren Indonesien) im Jahr 1938 ab, qualifizierte sich mit Südkorea erstmals ein asiatisches Land für die Endrunde. Und außerdem gab es in Südamerika mittlerweile ein derart großes Interesse, dass dort zum ersten Mal Qualifikationsspiele auszutragen waren. Ab dem WM-Turnier, das 1958 in Schweden ausgetragen worden ist, kann von der Fußball-Weltmeiterschaft als einer weltweit anerkannten "Institution" gesprochen werden. Seitdem hat die Anzahl der teilnahmebereiten Nationalverbände weiter stetig zugenommen. Sowohl von Seiten einzelner Verbände als auch durch die FIFA hat es in der Folge aber auch immer wieder vereinzelt ablehnende Reaktionen gegeben. Folgende Ereignisse und Besonderheiten sind seitdem festzuhalten: WM 1958: Erstmals mehr als 50 Teilnehmer der Qualifikation. Erste Teilnahme der UdSSR an der Qualifikation. Die Türkei, Indonesien und der Sudan lehnen es ab, gegen Israel anzutreten. Um eine spielfreie WM-Qualifikation zu verhindern, muss Israel dann gemäß einem FIFA-Beschluß gegen einen Zweitplatzierten der Europa-Qualifikation (Nordirland) spielen. WM 1966: 16 afrikanische Länder ziehen ihre Anmeldungen zur Qualifikation zurück. Anlass ist der Qualifikationsmodus, nach dem der Sieger der Afrika-Qualifikation noch gegen den Sieger der Asien-/Ozeanien-Qualifikation um einen Endrundenplatz zu spielen hat. WM 1970: Erstmals nach 1934 garantierter Endrundenplatz für den Sieger der Afrika-Qualifikation (Marokko). Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Nordkorea lehnt es ab, gegen Israel anzutreten. Nordkorea wird deshalb ausgeschlossen. Israel qualifiziert sich schließlich für die Endrunde. CONCACAF-Qualifikation: Sieg El Salvadors über Honduras führt zur kriegerischen Auseindersetzung beider Staaten. WM 1974: Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Erste Endrunden-Teilnahme eines Ozeanien-Vertreters (Australien). WM 1982: Aufstockung des Endrundenfelds auf 24 Teilnehmer. Erstmals mehr als 100 Teilnehmer der Qualifikation. WM 1990: Mexiko wegen gefälschter Altersangabe bei U-19-Turnier im Jahr 1988 für zwei Jahre von internationalen Turnieren (inkl. WM-Qualifikation) ausgeschlossen. WM 1994: Nach langjähriger Verweigerung der FIFA-Mitgliedschaft (wegen Verstoßes gegen Antidiskriminierungs-Grundsätze) erste Teilnahme Südafrikas an Qualifikation. Jugoslawien wegen Krieg gegen Bosnien-Herzegowina (damals noch kein FIFA-Mitglied) von Qualifikation ausgeschlossen. Libyen wegen Verwicklung in terroristische Anschläge von Qualifikation ausgeschlossen. Tschechien und Slowakei beteiligen sich nach Auflösung der Tschechoslowakei weiter mit gemeinsamem Team an der Qualifikation. WM 1998: Aufstockung des Endrundenfelds auf 32 Teilnehmer. Erstmals mehr als 150 Teilnehmer der Qualifikation. Südamerika-Qualifikation: Erstmals in Liga-Format (zuvor mehrere Gruppen). WM 2002: Asien-/Ozeanien-Qualifikation: Australien gelingt mit 31:0 gegen Amerikanisch Samoa der höchste Sieg in der Geschichte aller bisherigen Qualifikationspiele. WM 2006: Erstmals seit 1938 ist amtierender Weltmeister nicht automatisch für nächstes WM-Turnier qualifiziert. |
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